Wertschätzung – das etwas andere Geschenk!
Sie haben sicher schon hin und wieder etwas vom Begriff der Wertschätzung gehört, in Film, Fernsehen oder auf der „Psychoseite“ einer Illustrierten, welche Ihnen im Wartezimmer des Zahnarztes in die Hände gefallen ist.
Doch was ist Wertschätzung überhaupt?
Der Begriff bedeutet grundsätzlich erst einmal, dass etwas oder jemand in seinem Sein anerkannt und akzeptiert wird, dass Stärken gesehen, Schwächen toleriert und ein wohlwollender Blick angewendet werden. In Bezug auf Zwischenmenschlichkeit bedeutet Wertschätzung vor allem, anderen mit einer positiven Grundhaltung zu begegnen, sie zu respektieren und sie sein zu lassen, wie sie sind. Wertschätzung ist ein Grundbedürfnis von Menschen. So brauchen wir von Geburt an wohlwollende und zugewandte Bezugspersonen, um uns gesund entwickeln zu können. Im Idealfall werden wir unabhängig von unserer Leistung oder unserem Verhalten geliebt und geschätzt. Wir wünschen uns, dass andere unsere Stärken erkennen und über Schwächen hinwegsehen bzw. diese akzeptieren. Menschen möchten erfahren, dass sie richtig sind, genauso, wie sie sind – mit allen Ecken und Kanten!
Einem anderen Menschen tatsächlich zu zeigen, dass wir ihn schätzen, ist jedoch nicht so einfach wie es klingt, denn meist bemerken wir den eigenen sparsamen Umgang mit Wertschätzung gar nicht erst. Das liegt häufig daran, dass viele Menschen nicht gelernt haben, sich selbst anzuerkennen bzw. sie in der Vergangenheit zu wenig eigene positive Erfahrungen damit machen konnten. Es fehlt ihnen also ein Vorbild und vielleicht auch die Bereitschaft, anderen etwas zu geben, was sie selbst zu wenig bekommen oder bekamen.
Ein anderer Grund kann die Gewohnheit, Menschen zu bewerten sein. Das heißt, wir ordnen das Verhalten des Umfeldes in unser persönliches Wertesystem ein, registrieren Abweichungen und lehnen diese dann ab, weil sie unseren Vorstellungen widersprechen. Oftmals ist es schwer anzuerkennen, dass jeder Mensch eine eigene Sicht auf die Welt und gute Gründe für sein Verhalten hat, auch wenn diese für uns nicht nachvollziehbar sind.
Seinem Umfeld mit einer grundsätzlich positiven Haltung begegnen zu können, setzt deshalb eine gewisse eigene Größe voraus. Studien legen nahe, dass Menschen mit einem ausgeprägten Selbstwertgefühl auch besser andere in ihrem Sein respektieren können und dadurch wiederum häufiger ein positives „Echo“ erhalten, welches ihr Selbstbild stabilisiert. Hierbei handelt es sich im Idealfall also um einen positiven Kreislauf, der sich selbst erhält.
Im Gegensatz dazu ist es in der Realität jedoch oft so, dass Menschen sich von anderen nicht (richtig) gesehen fühlen. Dann kommt es zu Ärger, Groll, Enttäuschung und damit vielleicht zur Entscheidung, selbst auch keine Anerkennung mehr investieren zu wollen. Personen, die sich nicht angenommen fühlen, können also auch schwer, anderen mit einer echten positiven Haltung gegenübertreten. Dies kann letztlich zu einer negativen Abwärtsspirale führen, welche nicht selten in sozialer Resignation und starken Unzulänglichkeitsgefühlen endet.
Woran ist Wertschätzung aber überhaupt erkennbar?
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Denn so verschieden wir Menschen sind, so vielfältig kann auch unsere Art sein, Wertschätzung zu geben oder sie zu erkennen. Der eine nimmt Geschenke als Wertschätzung wahr, dem anderen ist es vielleicht wichtiger, Interesse an der eigenen Person zu spüren, indem er regelmäßig nach seinem Befinden gefragt wird. Wiederum andere erleben es als Wertschätzung, wenn sich ihre Mitmenschen Zeit für sie nehmen oder ihnen in schwierigen Situationen beistehen. Im Arbeitsleben können Lob und Dank wichtige Mittel sein, um Kollegen oder Mitarbeitern gegenüber auszudrücken, dass sie uns wichtig sind. Es gibt also zahlreichen Möglichkeiten, Wertschätzung zu geben oder wahrzunehmen. Die gute Nachricht: Wir haben eine große Auswahl! Die schlechte Nachricht: Das Potential für Missverständnisse und enttäuschte Erwartungen ist riesig!
Deshalb ist es immer sinnvoll, sich mit der Frage zu beschäftigen, was jede(r) von uns ganz persönlich unter Wertschätzung versteht und auch, was Menschen, die uns nahestehen damit verbinden. An welchen Verhaltensweisen ich also erkenne, dass ein anderer positiv auf mich zugeht, mich und meine Leistung schätzt? Aber auch, wie ich bewusst Respekt, Interesse und Anerkennung anderen gegenüber zeigen kann?
Zusammengefasst ist Wertschätzung eine Medaille mit 2 Seiten. Wenn wir sie wollen, müssen wir sie geben – uns und anderen!
Wenn Sie sich also (mehr) Wertschätzung von ihrem Umfeld wünschen, dann kann ein erster sinnvoller Schritt sein, die folgenden zwei Fragen ehrlich zu beantworten.
• Wie steht es mit der Wertschätzung mir selbst gegenüber?
• Wie viel Wertschätzung spende ich anderen?
Es mag paradox klingen, aber das Thema Wertschätzung ist ein Geschäft mit Vorkasse. Die Rechnung ist relativ simpel: Wenn Sie sich und anderen gegenüber in Vorleistung gehen, wird Ihnen in der Endkonsequenz auch mehr Anerkennung von außen widerfahren.
Zum einen geben Menschen positive Gefühle, welche Sie durch die erhaltene Wertschätzung bekommen, auch gern zurück und zum anderen strahlen wir aus, wie wir uns selbst sehen. Es ist also unwahrscheinlich, vom Umfeld Wertschätzung zu bekommen, wenn wir gleichzeitig deutlich machen, dass wir uns selbst ablehnen und uns als nicht schätzenswert betrachten.
Also legen Sie doch unter Ihren Weihnachtsbaum in diesem Jahr auch ein Geschenk, das nicht käuflich ist: wertschätzende Worte sowie Gedanken für sich und Ihre Lieben!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein harmonisches Weihnachtsfest mit einem großen Schatz an besonderen Werten! 😉
Herzlichst Mareike Fährmann